Lettland und die zwei weiteren Baltische Staaten wollen Abkopplung von Russland beschleunigen

Im Baltikum gehen die Lichter nicht aus: Sollte Russland die Verbindung mit den baltischen Staaten bereits früher trennen, wäre es möglich, das baltische Netz binnen 24 Stunden mit dem europäischen zu synchronisieren.

Lettlandinfos/GTAI/Niklas Becker/Helsinki - Das baltische  Stromnetz ist Teil des russischen  BRELL-Systems. In der Region laufen seit einiger Zeit eine Reihe von Projekten, um die Länder mit dem europäischen Verbundsystem zu synchronisieren.

Das Energieversorgungsnetz der drei baltischen Staaten, Lettland, Litauen und Estland,  ist aus historischen Gründen Teil des russischen und belarussischen Systems, bekannt als BRELL-System. Die Frequenz, der wichtigste Parameter eines Stromsystems, wird von Russland kontrolliert. Estland, Lettland, Litauen und die Europäische Union planen daher bereits seit Langem, das baltische Netz an das europäische Verbundsystem anzuschließen und es vom russischen Stromsystem abzukoppeln.

Im Juni 2018 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs der drei baltischen Länder und Polens eine gemeinsame politische Wegskizze mit der Europäischen Kommission. Diese definierte den Prozess für die Synchronisierung. Laut dem Strategiepapier soll die Synchronisierung des baltischen Systems mit dem europäischen Netz Ende 2025 abgeschlossen sein.

Das Baltikum ist nicht erpressbar, auch nicht mit Strom

Aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine soll das Vorhaben nun beschleunigt und bereits vor 2025 abgeschlossen werden. Darauf einigten sich die drei baltischen Staaten Anfang März 2022. Litauen bringt das 1. Halbjahr 2024 als neues Datum für die Abkopplung ins Gespräch. Laut lettischer Wirtschaftsministerin Ilze Indriksone wären für die beschleunigte Desynchronisierung zwar zusätzliche Gelder nötig. Allerdings würde dies die Stromversorgung in den drei baltischen Staaten schon jetzt sicherer machen.   

Sollte Russland die Verbindung mit den baltischen Staaten bereits früher trennen, wäre es möglich, das baltische Netz binnen 24 Stunden mit dem europäischen zu synchronisieren. Das berichtete der litauische Übertragungsnetzbetreiber Litgrid Mitte Juli 2022. Fehlende Infrastrukturausbauten dürften jedoch zu höheren Strompreisen führen. Litauen und Polen führten im Dezember 2021 erstmals einen Test des Synchronbetriebs durch. Der erfolgreiche Test zeigt, "dass wir im Notfall mithilfe der polnischen Partner den unterbrechungsfreien Betrieb des Stromsystems des Landes sicherstellen können", berichtete Litauens Energieminister Dainius Kreivys.

Seit Mai 2022 ist die Stromeinfuhr aus Russland nach Estland, Lettland und Litauen aufgrund einer gemeinsamen Entscheidung der baltischen Länder ausgesetzt.

Für die baltischen Länder hat neben dem mit Russland synchronisiertem Stromnetz auch der Import von Strom aus Russland in der Vergangenheit eine Rolle gespielt. Nach Angaben des lettischen Übertragungs- netzbetreibers AST belief sich der Anteil der aus Russland importierten Elektrizität am gesamten baltischen Stromverbrauch 2021 auf 16 Prozent. Im Mai 2022 waren es noch 10 Prozent. Seit dem 22. Mai 2022 ist die Stromeinfuhr aus Russland nach Estland, Lettland und Litauen aufgrund einer gemeinsamen Entscheidung der baltischen Länder ausgesetzt.

Mehr Informationen erhalten sie bei der GTAI oder den gesamten Bericht von Niklas Becker HIER

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