Brexit: Was ist mit den lettischen Arbeitnehmern in Großbritannien?

L-infos - Das britische Parlament hat in der Nacht vom 15.1. auf den 16.1. 2019 über das Austrittsabkommen mit der EU abgestimmt und der britischen Premierministerin eine krachende Niederlage beigebracht. Nach derzeitigem Stand gibt es einen Austritt Großbritanniens aus der EU ohne einen Vertrag! Was sich in den nächsten Stunden und Tagen da noch ändern kann und wird, steht derzeit im britischen Sternenhimmel!

Die europäischen Regierungen setzten im Vorfeld auf einen geregelten Austritt Englands aus der EU - ein Austritt ohne Abkommen wäre weder im deutschen, noch im lettischen Interesse, noch im Interesse der EU-27 oder Großbritanniens. Gleichzeitig hat sich die Bundesregierung in Deutschland auf einen Austritt ohne Abkommen – einen "No Deal" – vorbereitet. Derzeit sieht es wohl auch mehr danach aus, dass es beim Brexit zu einigen unerwarteten größeren Turbulenzen kommen könnte.

Eine ganze Reihe von "Wirtschaftsweisen" gingen in ihren Erklärungen - bis zum Abend vor der Abstimmung - davon aus, das Lettland von dem Brexit nicht so hart getroffen wird.

Die Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen (AHK) hat dazu folgendes im Vorfeld mitteilt: Sollte Großbritannien die EU ohne ein Austrittsabkommen verlassen und der Handel nur noch gemäß den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) erfolgen, würden sich die negativen Auswirkungen auf das Handelsvolumen für Estland auf 0,19% des Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) belaufen. Für Lettland wären es 0,39 Prozent, für Litauen 0,41 Prozent und für das ebenfalls untersuchte Schweden 0,28 Prozent des BIP. "Während Schweden mit möglicherweise höheren Handelskosten in Milliardenhöhe konfrontiert ist, könnten Lettland und Litauen mehr Schaden aufgrund der größeren Offenheit ihrer Volkswirtschaften erleiden", heißt es in dem im Dezember veröffentlichten Bericht.

Die Swedbank-Schätzungen beinhalten tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Demnach würden die potenziellen Kosten für Importzölle unter WTO-Regel auf Einfuhren aus Großbritannien für Estland 17,3 Millionen Euro, für Lettland 20,2 Millionen Euro und für Litauen 49,8 Millionen Euro betragen. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse schlagen mit 20,3 Millionen Euro für Estland, 54,1 Millionen Euro für Lettland und 81,4 Millionen Euro für Litauen zu Buche. Die Vergleichswerte für Schweden liegen bei 344,6 Millionen Euro und 661,4 Millionen Euro.

Im Allgemeinen ist der Anteil Großbritanniens am Außenhandel der baltischen Staaten nicht hoch und liegt unter 3 Prozent. In bestimmten Sektoren, etwa bei Transportausrüstungen und bei Tabakerzeugnissen ist die Bedeutung des Vereinigten Königreich höher. Beim Export von Dienstleistungen ist der Finanzsektor möglicherweise am anfälligsten - mit etwa 20% ist der Anteil Großbritanniens an den baltischen Ausfuhren in diesem Bereich am höchsten.

Großbritannien soll Ende März 2019 die Europäische Union verlassen.

Dazu, wie es jetzt - nach der Abstimmung - aussieht, hat sich noch keiner geäußert.

Abgesehen von der lettischen Wirtschaft, dürften diejenigen Letten, die in England - mit oder ohne Arbeitsgenehmigung/Papiere - arbeiten, vom Brexit, besonders vom "No Deal Brexit" betroffen sein.

Was die deutsche Bundesregierung zum Brexit sagt und welche Antworten sie auf einige dringenden Fragen hat, erfahren sie HIER!

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